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Indien - das Land der unbegrenzten Informatiker?

Spätestens seit Rüttgers ungeschicktem Dementi zum "Computer-Inder" brodelt die Diskussion um die spezielle Einwanderungs- und Arbeitsgenehmigung für Computerspezialisten, die sich natürlich nicht nur auf indische Fachkräfte beschränkt, diese aber in besonderem Masse in den Mittelpunkt rückt.

Der archetypische Inder mutiert zum Wundermittel der deutschen Mangelsituation in der Computerbranche. Nach dieser naiven Milchmädchenrechnung läge die Lösung aller Probleme in 100 Airbus A300 voller Informatiker, die für einige Jahre oder teilweise auch lebenslänglich nach Deutschland flögen, um hier in der Wirtschaft Fuss zu fassen. Abgesehen von den bürokratischen Hindernissen, die nach wie vor bestehen - einfach und schnell sind nur Arbeitsgenehmigungen bis drei Monate - wäre ein solcher Kulturschock schwer verträglich für beide Seiten.

Die Diskussion ist medienweit entfacht durch die unvorhergesehene Äusserung des Bundeskanzlers Schröder vor einigen Wochen. Die mangelhafte Bildungspolitik der letzten Jahre erregte plötzlich Aufsehen in der Öffentlichkeit. "Hoppla, uns fehlen ja 20.000 Informatiker." Den Berichten der Medien zufolge scheint es bisher keine Einwanderung von Fachkräften gegeben zu haben. Die Industrie ist jedoch längst einen Schritt weiter. Vielfach unterhalten Firmen wie SAP oder kleinere Betriebe bereits trotz Behinderung durch die Gesetzeslage erfolgreichen Kontakt zu ausländischen Fachkräften. Sie werden dann im kurzfristigen Bedarfsfall für drei Monate eingeflogen; dann ist auch die Arbeitserlaubnis keine Hürde. Andere Grossunternehmen, bei denen der Kundenkontakt keine derartig grosse Rolle spielt wie z.B. Siemens, haben längst Niederlassungen in Indien aufgebaut und lassen dort ihre hauseigene Software entwickeln - im Allgemeinen zum halben Preis. Solche Firmen bilden allerdings die Ausnahme. Die Wirtschaft, das heisst in diesem Fall die grossen Unternehmen oder bekannte Marken erhalten aus natürlichen Gründen immer noch genügend Bewerbungen. Betroffen sind kleine und mittelständische Firmen, also zum Beispiel solche, die nur ein oder zwei Programmierer oder Informatiker benötigen, aber über keine entsprechenden Kontakte ins Ausland bzw. Mittel für dortige Niederlassungen verfügen.

In Deutschland ist eine ausreichende Versorgung mit Softwareentwicklern aus eigener Kraft nicht möglich. An der Schwelle zum Digitalzeitalter - wir stehen schliesslich erst am Anfang - hat Deutschland die Nachwuchsförderung im Softwarebereich schlichtweg verpennt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig; mangelhafte Eliteförderung und Werbung nicht nur in diesem Studiengang gehören dazu genauso wie ein zu bürokratisches und  starres Studium. Die Hochschulen reagieren nicht schnell genug auf die rasanten Entwicklungen in der Wirtschaft. Teilverantwortung liegt da sicherlich in der Politik, vor allem der  Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Inzwischen verzeichnet der Studiengang Informatik starken Zuwachs. Licht am Ende des Tunnels? Können ausländische Fachkräfte also in vier bis fünf Jahren beruhigt nach Hause geschickt werden?

Mittlerweile hat sich herumgsprochen, dass für viele Inder Deutschland ein wenig attraktives Ziel darstellt. Kaum fünfizig Anfragen aus dem Land des Curry. Dafür stehen vor allem drei Gründe:

1. Alle Inder (ausser meinen Grossmüttern) sprechen Englisch und werden daher eher von englischsprchigen Ländern angezogen.

2. Wegen 1. und gewissen historischen Entwicklungen sind bereits viele Inder in den USA und Grossbritannien; indische Gemeinschaften haben sich dor längst etabliert.

 3. Gerade die USA locken durch das grosse Geld. Die Verlockung, ein "Fortune" zu erlangen, ist fast unwiderstehlich.

Immerhin gibt es einigen Andrang, wenn auch bei weitem nicht genug, aus dem europäischen Ausland. Die ehemaligen Ost-Block-Staaten verfügen noch immer nicht über die wirtschaftliche Kraft des Westen und können keine vergleichbaren Gehälter zahlen. Dennoch gehören Informatiker auch in Polen oder Russland zur Elite und verdienen überdurchschnittlich viel Geld. Es besteht für sie also kein Anlass, das Land zu verlassen. Insgesamt möchten nicht genug Informatiker in Deutschland einreisen.

Also doch selbst ausbilden?

05.05.00

 

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